Wissenschaftlich formulieren in der Bachelorarbeit: Tipps und Beispiele

Wissenschaftlich formulieren in der Bachelorarbeit. Wie du eine Bachelor- oder Masterarbeit mit einfachen Mitteln so gestalten kannst, dass sie gleichzeitig wissenschaftlich und trotzdem gut zu lesen ist.

Spätestens bei der Thesis führt kein Weg mehr am wissenschaftlichen Schreiben vorbei. Leider wird an vielen Universitäten und Hochschulen zu wenig dafür getan. Schreibkurse finden selten statt und ein Teil der Studenten bleibt auf der Suche nach Rat und Anleitung auf sich allein gestellt.

Kein Wunder, dass wissenschaftliches Schreiben dann mit Angst, Unsicherheit und unangenehmen Gefühlen verbunden wird. Die Befürchtung, etwas zu schreiben, das vielleicht »blöd« klingt, falsch ausgedrückt wurde, oder einen bloßstellen könnte, ist unter Studenten weit verbreitet. Viele geraten auch unter Stress, weil sie annehmen, ihr Text müsse auf Anhieb wissenschaftlichen Ansprüchen genügen.

Was ist wissenschaftliches Schreiben?

Umgekehrt wäre die Frage besser gestellt: Was ist wissenschaftliches Schreiben nicht.
Wissenschaftliches Schreiben ist weder langweilig, trocken noch mit Fremdwörtern vollgestopft. Wenn du solche Texte in Lehrbüchern findest, kannst du davon ausgehen, dass der Autor alles Mögliche im Blick hatte – nur nicht seine Leser. Je komplizierter ein Text ist, umso weniger wird er von seinen Lesern verstanden. Aber vielleicht wollen diese Autoren auch gar nicht verstanden werden?

Mach dich davon frei, denn eine Thesis muss verstanden werden. Und deshalb bist du auf der sicheren Seite, wenn du nicht abgehoben, sondern sachlich schreibst. Du beobachtest das Geschehen, schilderst den Ablauf und lässt Emotionen außen vor. (Wie du trotzdem deine eigene Meinung vertreten kannst, erfährst du weiter unten.)

Schauen wir uns ein paar typische Fehler beim wissenschaftlichen Schreiben an. Es sind Formulierungen, die mir beim Lektorat einer Bachelor- oder Masterarbeit immer wieder auffallen und die du in einer wissenschaftlichen Arbeit besser nicht verwendest.

Ungenaue Angaben

Wenn du unscharfe Ausdrücke verwendest, erhältst du ungenaue Angaben. Beispiele für unscharfe Ausdrücke sind:

  • etwa
  • ungefähr
  • mehr oder weniger
  • irgendwie
  • im Großen und Ganzen
  • vielleicht
  • unter Umständen
  • eventuell
  • manchmal
  • gelegentlich
  • gewissermaßen
  • in gewisser Weise
  • relativ

Wo immer du exakte Angaben machen kannst, solltest du das auch tun.

Subjektive Aussagen

Aussagen in einer wissenschaftlichen Arbeit müssen nachprüfbar sein. Das heißt im Umkehrschluss: Wissenschaftliche Formulierungen dürfen keine subjektiven Aussagen enthalten, die für den Leser nicht nachprüfbar sind. Beispiele für subjektive Aussagen:

  • Meiner Meinung nach …
  • Ich denke, es könnte …
  • Vielleicht …
  • Möglicherweise …
  • Viele sind der Meinung, dass …
  • Meine Erfahrung ist, dass …
  • Es ist schlecht / gut / unerträglich …

Als Autor einer wissenschaftlichen Arbeit bist du zur Sachlichkeit und Neutralität verpflichtet. Am besten kommst du dem nach, wenn du wertneutrale Wörter wählst. Damit ist jedoch kein generelles Vermeiden von Bewertungen gemeint, beispielsweise dann, wenn du zur wissenschafltichen Position eines anderen Autors Stellung beziehst. Entscheidend ist, dass deine Wertungen weder intuitiv noch spekulativ erfolgen.

Ich (wir, man) in der wissenschaftlichen Arbeit

Die Regeln für das »Ich« sind in den letzten Jahren weniger streng geworden. Du kannst es verwenden, aber nicht zu oft und nicht an jeder Stelle deiner Arbeit. Wie machst du es also richtig?

»Ich habe in dem Buch von Meier-Schulze gelesen, dass …«
Hier ist das Ich falsch. Einen erzählenden oder berichtenden Stil in der ersten Person solltest du unbedingt vermeiden.

»Der Verfasser (statt »ich«) vertritt die Auffassung, dass …«
Diese Konstruktion kannst du verwenden, allerdings wirkt die Ich-Umschreibung in der dritten Person manchmal umständlich oder fühlt sich fremd an.

In vielen Fällen liegt die beste Lösung in einer

Passiv-Konstruktion: »in Meier-Schulze wird dargestellt …«

oder einer

Nominalisierung: »Die Interpretation von Meier-Schulze lässt darauf schließen …«

Der Gebrauch des Ich kann sinnvoll sein, wenn du einen Text kommentierst, um den Lesern eine Lese- und Verständnishilfe zu geben. Beispielsweise, wenn du eine Erklärung über den Aufbau eines Kapitels abgeben oder eine Begründung für Auswahl und Planung liefern möchtest.

Ich rate jedoch zur Zurückhaltung. Auch wenn das Ich mittlerweile verwendet werden darf, bist du mit einer Abschlussarbeit ausschließlich in der dritten Person immer auf der richtigen – weil wissenschaftlichen – Seite.

Gegenwart oder Vergangenheit – Welche Zeitform in der Bachelorarbeit?

Wissenschaftliche Texte werden normalerweise in der Gegenwartsform abgefasst. Das gilt auch für Inhaltsangaben von älteren wissenschaftlichen Quellen. Die Vergangenheitsform solltest du vermeiden, weil du dabei Gefahr läufst, dass dein Text einen erzählenden Stil annimmt, der als unangemessen gilt.

Subjektschübe – Wenn die Abbildung plötzlich sprechen kann

Subjektschübe passieren gern im Eifer des Gefechts. Was ist damit gemeint?
Es handelt sich um eine falsche Vermenschlichung, die aus einer Satzkürzung entsteht. Falsch deswegen, weil die handelnde Person (das Subjekt) durch die Satzkürzung zuvor verschwunden ist.

  • »… die Abbildung erklärt …«
  • »… das zweite Kapitel räumt jedoch ein …«
  • »… die Fußnote gibt Auskunft darüber …«
  • »… der Absatz betont …«

Lies deine Arbeit mit fremden Augen, um solche Formulierungen aufzuspüren. Das letzte Beispiel könntest du ändern in: »… in diesem Absatz wird betont …« und schon stimmt der Satz wieder.

Zahlen

Für die Verwendung von Zahlen existieren formale Standards. Die wichtigste für eine Bachelor- oder Masterarbeit:

Zahlen von null bis zwölf werden als Wörter geschrieben, ab 13 schreibt man Ziffern.

Keine Regel ohne Ausnahme

Bei zahlenlastigen Texten kann es sinnvoll sein, auch Zahlen bis zwölf in Ziffern zu schreiben. Das erleichtert es dem Auge des Betrachters, beispielsweise bei Berechnungen, zwischen Zahlen hin- und herzuspringen.

Inhaltsleere Sätze und Floskeln

Manchmal tauchen in einer Thesis Sätze auf, die keine Sachinformationen übermitteln:

  • »Ich komme nun zum nächsten Kapitel.«
  • »Die offenen Fragen werden im Folgenden noch einmal zusammengefasst.«

Wenn eine Arbeit sinnvoll strukturiert und gegliedert ist, sind Regieanweisungen oder Stimmen aus dem Offüberflüssig.

Schachtelsätze

Erinnerst du dich an die Einleitung zu diesem Beitrag? Da ging es um Autoren, die ihre Leser nicht im Blick haben. Bandwurmsätze sind in diesen Kreisen sehr beliebt.

So machst du es besser

Wenn du einen Schachtelsatz fabriziert hast, kopiere ihn in ein leeres Dokument und filtere die drei, vier Hauptbotschaften heraus. Was ist das Eine, dass das Andere bedingt? Was folgt daraus? Daraus machst du dann drei oder vier kürzere Hauptsätze, die du gegen den Schachtelsatz austauschst.

Fremdwörter

Fremdwörter, die in einem Fach gang und gäbe sind, sind richtig und wichtig. Aber versuche nicht, auch den Rest der Arbeit mit Fremdwörtern aufzupeppen. Der Schuss geht nach hinten los, denn wirklich gut ist eine Arbeit erst, wenn auch ein interessierter Laie deiner Thesis folgen kann.

Wissenschaftlich formulieren: Tipps und Beispiele

Die folgenden Vorschläge für Formulierungen kannst du so oder abgewandelt in jeder Bachelor- oder Masterarbeit verwenden. In Einleitung, Hauptteil und Schluss unterteilt, geben sie dir ein Gefühl für den sprachlichen Duktus einer wissenschaftlichen Arbeit.

Einleitung

Zum Thema hinführen

  • In der vorliegenden Arbeit geht es um …
  • Gegenstand dieser Arbeit ist …
  • Ziel dieser Arbeit ist es, zu überprüfen …

Das Thema einordnen/begründen

  • Die Frage (nach) … ist für … von besonderem Interesse, weil …
  • Die Relevanz / Aktualität des Themas ergibt sich aus …
  • Diese Arbeit soll einen Beitrag zu … leisten

Ziel und Anspruch der Arbeit

Ziel der Arbeit ist es,

  • … einen Überblick zu geben über …
  • … Handlungsempfehlungen zu geben für …
  • … der Vergleich / die Gegenüberstellung von (Theorien, Sachverhalten, Objekten, Methoden) hinsichtlich …

Die Gliederung vorstellen

  • Im ersten Teil der Arbeit wird / werden … vorgestellt, …
  • Im zweiten Teil wird gezeigt, …
  • Nachfolgend / abschließend …

Begriffe erklären

  • Der Begriff … wird … verstanden / verwendet / benutzt …
  • Unter … versteht man / der Autor / die Autorin …
  • … wird hier verstanden/verwendet als …

Methode vorstellen und begründen

  • Die Methode … wurde gewählt, weil …
  • Die Methode zielt auf …
  • Da die Zielsetzung dieser Arbeit … ist, ist Methode … prädestiniert, um …

Hauptteil

Referieren / Forschungsstand darstellen

  • Bei Untersuchungen / Studien / Befragungen / Messungen zu … konnte gezeigt werden, dass …
  • Der Autor xy bezeichnet abc als …
  • xy kommt zu dem Ergebnis, dass …

Thesen / Hypothesen anführen und aufstellen

  • Der Autor vertritt die Ansicht / die Position, dass …
  • In dieser Arbeit soll von der Hypothese ausgegangen werden, dass …
  • Ausgangspunkt für die weitere Untersuchung ist die Annahme, dass …

Thesen begründen und Beispiele anführen

  • Die These xy lässt sich damit begründen, dass …
  • Als Beleg der These xy kann angeführt werden, …
  • Durch die Ergebnisse / Experimente von xy wurde gezeigt / festgestellt, dass …

Kommentieren, interpretieren, bewerten von Quellen

  • Die Vorgehensweise erscheint plausibel, weil …
  • Autor xy berücksichtigt nicht, dass …
  • Die Ergebnisse von … deuten darauf hin, dass …

Kritisieren, widersprechen, einschränken, Probleme aufzeigen

  • Dem kann entgegengehalten werden …
  • Es ist fraglich, ob …
  • Es ergeben sich die folgenden Schwierigkeiten/Probleme …

Beschreiben, darstellen

  • Wie die Ergebnisse in Tabelle xy zeigen, …
  • Nachstehend wird die angewandte Methode beschrieben …
  • Es konnte gezeigt / verdeutlicht werden, dass …

Eigene Ergebnisse interpretieren, schlussfolgern

  • Die Ergebnisse … lassen den Schluss zu, dass …
  • Zusammenfassend lässt sich sagen, dass …
  • Von weitergehendem Interesse ist außerdem die Frage, ob …

Schlussteil: Fazit / Ausblick geben

  • Zusammenfassend lassen sich folgende Ergebnisse anführen / herausstellen / nennen …
  • Eine vollständige Antwort auf die Frage … kann im Rahmen dieser Arbeit nicht gegeben werden, weil …
  • Hierzu sind jedoch weitere Experimente / Untersuchungen / Forschungen … notwendig

Wissenschaftlich formulieren

Mit einem strukturierten Vorgehen und Selbstvertrauen in die eigene Sprachfähigkeit behältst du die Oberhand bei deiner Abschlussarbeit. Wenn du klar und prägnant formulierst, können Leser deine Aussagen nachvollziehen.

Manche Wissenschaftler pflegen einen komplizierten Schreibstil – wissenschaftliches Schreiben erreichst du aber gerade nicht durch komplizierte Formulierungen. Lass dich deshalb nicht beirren und formuliere deine Arbeit sachlich, kritisch und natürlich.

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