Ein Abstract schreiben: Bei vielen wissenschaftlichen Arbeiten wird die Zusammenfassung einer Thesis gefordert. Was muss dabei beachtet werden?
Was ist ein Abstract
Das (oder auch der) Abstract ist die kurze Zusammenfassung einer Arbeit. Das Besondere dabei ist, dass der Inhalt einer Thesis auf das Wesentliche reduziert wird. In der Summary (so werden Abstracts ebenfalls genannt) wird kurz und prägnant zusammengefasst, um was es in einer Arbeit geht und zu welchen Ergebnissen sie kommt.
Wer ein Abstract liest, bekommt einen Eindruck davon, was in einer Arbeit enthalten ist, obwohl er die Arbeit selbst nicht gelesen hat. Das Abstract steht also für sich allein – losgelöst von einer Bachelor- oder Masterarbeit. Tatsächlich ist ein Abstract in der Wissenschaft oft eine eigenständige Publikation und wird anstelle des eigentlichen Werks gelesen. Erst danach entscheidet der Leser, ob er tiefer einsteigen möchte.
Unterschied zu Einleitung und Fazit
Auch wenn ein Abstract normalerweise am Beginn einer Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Dissertation steht, darf es nicht mit der Einleitung verwechselt werden. In der Einleitung wird der Leser an das Thema einer Arbeit herangeführt. Im Unterschied dazu referierst du im Abstract die wichtigsten Ergebnisse deiner Arbeit.
Genauso wenig ist ein Abstract ein Fazit. Ein Fazit dient dazu, einen Ausblick zu geben:
Wie könnte es mit einer Fragestellung weitergehen, welche Maßnahmen müssten getroffen werden, damit A oder B eintritt, etc.
Ein Abstract bildet jedoch den Inhalt der gesamten Arbeit ab.
Wo steht das Abtract?
Bei einer wissenschaftlichen Arbeit folgt das Abstract direkt nach dem Titelblatt. Es steht also vor dem Vorwort, vor dem Inhaltsverzeichnis und vor dem ersten Kapitel.
Ein Abstract erscheint nicht im Inhaltsverzeichnis und erhält keinen eigenen Gliederungspunkt. Das erste Kapitel, das mit einer einer Ziffer (»1 – Einleitung«) versehen wird, ist die Einleitung.
Die Sonderstellung des Abstract kann man im Layout zum Ausdruck bringen, indem man es in kleinerer Schrift setzt und links und rechts einen etwas größeren Rand lässt.
Abstract: So wenig wie möglich, so viel wie nötig
Ein Abstract zu schreiben ist eine Herausforderung, weil die Zeichenzahl stark begrenzt ist. Das Maximum eines »normalen« Abstracts sollte bei einer DIN-A4-Seite liegen. Damit stehen nur 100-200 Wörter zur Verfügung. Egal, wie umfangreich eine Arbeit ist und ob sie 40 oder 400 Seiten hat: Ein Abstract sollte nie länger als 200 Wörter sein. Wer mit 150 auskommt, umso besser!
Diese Angaben sind allgemeine Richtwerte. Wenn eine Uni oder Hochschule spezielle Richtlinien hat, sollte man sich unbedingt an diese halten.
Die perfekte Zusammenfassung
Den eigentlichen Titel einer Arbeit braucht man im Abstract normalerweise nicht zu wiederholen. Abstract als Überschrift reicht in der Regel aus und spart wertvollen Platz. Wer unsicher ist, checkt die Website seiner Hochschule oder fragt den Dozenten.
Anstelle der einleitenden Formulierung »Diese Arbeit beschäftigt sich / beleuchtet / setzt sich auseinander mit…« sollte der erste Satz im Abstract direkt mit der Fragestellung oder dem Ziel der Arbeit einsteigen. Anschließend wird in kurzen, klar strukturierten Sätzen ohne überflüssige Redewendungen formuliert. Schlüsselbegriffe der Bachelor- oder Masterarbeit werden definiert und neu eingeführte Begriffe erläutert, damit das Abstract aus sich selbst heraus zu verstehen ist.
Findest du Sätze, die so oder ähnlich bereits in deiner Einleitung stehen? Raus damit.
Die Zusammenfassung sollte ein komplett eigenständiger Text sein, der für sich alleine steht.
Um ein Gefühl für ein Abstract zu bekommen, nimmt man die Vogelperspektive ein. Betrachte die Arbeit als Ganzes und referiere die wichtigsten Punkte. Wichtig dabei ist, dass du nichts ausschmückst und weder ausschweifend wirst, noch etwas hineininterpretierst.
- Was leistet die Arbeit
- Was erfährt der Leser daraus
Fasse die Kernaussagen so kurz wie möglich zusammen und hake in Gedanken diese Reihenfolge ab:
- Thema (Problemstellung)
- Fragestellung
- Theoretischer Rahmen / die wichtigsten Thesen
- Daten / Methoden / Vorgehensweise
- Wesentliche Ergebnisse und Schlussfolgerungen
Zum Schluss werden die Teile miteinander verbunden.
Achte darauf, dass die Sätze weder verschachtelt noch zu lang sind.
Streichliste
Die folgenden Begriffe gehören nicht in ein Abstract und sollten ersatzlos gestrichen werden.
- Füllwörter
- inhaltsleere Begriffe
- Wortwiederholungen
- inhaltliche Redundanzen
Der Aufwand lohnt sich, denn am Ende winkt ein Abstract, das klar, verständlich und präzise die Kernaussage deiner Arbeit präsentiert.
Abstract: Zwei Beispiele und zwei Übungen
Zwei gelungene Beispiele für ein Abstract im Fach Psychologie findest du auf der Website der FernUni Schweiz.
Im ersten Beispiel geht es um die Zusammenfassung eines deutschen Artikels in insgesamt
146 Wörtern und im zweiten um die Summary eines englischen Aufsatzes in 148 Wörtern.
Die beiden Übungen zum Abstract-Schreiben – ebenfalls von der FernUni Schweiz – kann man direkt im Browser durchführen und erhält umgehend ein Testergebnis. Viel Erfolg!