Möchtest du deine Masterarbeit auf Plagiate prüfen, gibt es einfache Wege für einen Online-Schnellcheck einzelner Passagen eines Dokuments.
In diesem Beitrag zeige ich dir, wie das mit Google-Bordmitteln, aber auch den Gratis-Angeboten spezialisierter Anbieter funktioniert und mit welchen Ergebnissen du dabei rechnen kannst.
Um das Ganze zu testen, habe ich einen kurzen Auszug aus dem E-Book
kopiert und als Textdatei abgespeichert:
Anschließend habe ich diesen Text auf verschiedene Plattformen hochgeladen.
Schauen wir, was bei einer Recherche nach Plagiat dabei herauskommt …
#1 Google
Als erstes ist Google an der Reihe. Nach dem Hineinkopieren des Texts meckert die Suchmaschine zwar (alle Wörter ab »dass« werden ignoriert, da Suchanfragen auf 32 Begriffe beschränkt sind), bringt jedoch anstandslos als ersten Treffer der Ergebnisliste das entsprechende Buch. Auch die Quellenangabe books.google.de › books wird mitgeliefert. Gut gemacht, Google.
Obwohl Google im ersten Test den Dienst Google Books gleich mit durchsucht hat, solltest du bei wissenschaftlichen Texten die Suche auf Google Scholar und Google Books zusätzlich und explizit durchführen, denn du kannst nie sicher sein, ob auch zukünftig alle Dienste automatisch berücksichtigt werden. Ausserdem erhöhst du so deine Chancen auf weitere potentielle Treffer.
Google Scholar listet überraschenderweise auf Anhieb beide Auflagen des Buchs. Die aktuelle ist aus 2019, die erste bereits 2010 erschienen. Danach (auf dem Screenshot nicht zu sehen) bietet Google Scholar weitere thematisch passende Titel an:
Fehlt noch Google Books. Erwartungsgemäß liefert Google Books als Nummer Eins der Ergebnisliste ebenfalls das richtige Buch. Und auch bei Google Books folgen auf den weiteren Plätzen thematisch passende Quellen:
Nicht schlecht für die »Standard-Suchmaschine«. Das aber nur als Zwischenfazit, denn im nächsten Schritt kommen die Spezialisten an die Reihe. Die Tools sind frei im Netz verfügbar und versprechen, Plagiate aufzuspüren. Meine persönliche Bedingung war die Möglichkeit, einen relativ kleinen Textschnipsel auch ohne Registrierung testen zu können. Fünf Kandidaten schafften es in die engere Auswahl – mit teilweise überraschenden Ergebnissen.
#2 Duplichecker
Mit dem Duplichecker kann man Texte mit maximal 1.000 Wörtern überprüfen. Die Gratis-Suche zeigt – wenn sie ein Plagiat erkannt hat – maximal zwei Ergebnisse an. Das bedeutet, wenn »nur« zwei Plagiatnachweise angezeigt werden, könnten es in Wirklichkeit auch deutlich mehr sein. Den Mustertext bewertet der Duplichecker nach kurzer Prüfung mit einem Wert von 13 % als Plagiat. Dem stehen 88 % Unique Content gegenüber.
Warum die beiden Werte zusammengerechnet 101% ergeben, habe ich an dieser Stelle nicht genauer untersucht.
Laut Duplichecker besteht das Plagiat aus dem Satz: »Dadurch wächst der Umfang der Inhalte, was wiederum mehr passive Nutzer anzieht.« Der Rest des Texts – der ja ein einziges Plagiat ist – bleibt dagegen unbeanstandet. Für meine Begriffe ist das kein besonders gutes Ergebnis.
#3 Plagium
Plagium prüft in der Gratis-Version bis zu 1.000 Zeichen. Der hineinkopierte Beispieltext, mit insgesamt 1.099 Zeichen geringfügig länger, wird am Schluss gekürzt. Positiv ist, dass die Kürzung automatisch erfolgt, du sparst dir also den Umweg über die Textverarbeitung, mühseliges Zeichenzählen, Rauslöschen, usw.
Das Ergebnis der Plagium-Suche ist allerdings eine einzige Enttäuschung: »Plagium did not find documents making use of the text that you entered.« Kann man tatsächlich auf Plagiate prüfen, ohne wenigstens kurz mal bei Google vorbeizuschauen? Bei mir als Lektor macht sich zumindest Ratlosigkeit breit.
#4 Plagscan
Leider sieht es auch beim Plagscan nicht viel besser aus. Obwohl der hochgeladene Text ein lupenreines Plagiat ist, meldet Plagscan: »Gut gemacht! Ihr Text ist 100 % original nach unserer kurzen Plagiatsprüfung.« Immerhin erfolgt danach der Hinweis: »Um sicher zu gehen, führen wir eine ausführlichere Plagiatsprüfung durch, sobald Sie sich registriert haben.«
In meinen Augen spricht nichts dagegen, eine Registrierung obligatorisch zu machen. Aber wenn der Service nur dann richtig funktioniert, sollte Plagscan erst gar nicht mit einem Gratis-Test werben. Für meine Begriffe ist das fragwürdig bis fahrlässig. Stell dir vor, du jagst Teile deiner Bachelor- oder Masterarbeit aus gutem Grund durch Plagscan und bekommst dafür ein »Gut gemacht!« zurück.
# 5 Plagiarismdetector
Der Plagiarismdetector hat – wie zuvor bereits auch der Duplichecker – ein großzügiges Limit von 1.000 Wörtern. Die Funktion »Text in den Browser kopieren« klappt beim Test nicht auf Anhieb. Auch 30 Minuten nach dem Start steht die Bildschirmanzeige noch bei
»0 %-Fortschritt«. Erst das Hochladen des Beispieltexts als txt.-Datei schafft Abhilfe und die Applikation liefert schnell ein Ergebnis.
Die Überraschung: Im Vergleich zu den anderen Kandidaten geht das Resultat durchaus in Richtung brauchbar. 38 % des Test-Texts werden als Plagiat erkannt. 63 % sind Unique. Ebenfalls positiv ist, dass der Plagiarismdetector – wenn man rechts auf die grünen Balken mit dem PLUS-Symbol klickt – die richtigen Quellenangaben bereithält.
#6 Plagiarisma
Plagiarisma, der letzte Kandidat im Test, durchsucht frei und unregistriert nur den Index von Microsoft Bing. Um auch Google in die Suche miteinzubeziehen, musst man sich als Benutzer registrieren. Entsprechend dürftig fällt das »unregistrierte« Ergebnis aus: 91 % des Plagiats werden als Unique fehlinterpretiert. Lediglich der Satz: »Die Plattform muss durch die Aktivitäten der Community wachsen« wird als Plagiat erkannt. Letzteres stimmt zwar, der Satz stammt aber zu allem Überfluss auch noch aus einem anderen Relevanz-Zusammenhang.
Deine Masterarbeit auf Plagiate prüfen: Fazit
Getestet habe ich mit einem kurzen Textabschnitt aus einem deutschsprachigen Ebook. Gut möglich, dass ein Plagiat aus einer angloamerikanischen Quelle bei englischsprachigen Anbietern eindeutig und besser erkannt wird.
Mir ging es darum, eine Tendenz zu finden, wie man die Programme für sich persönlich einordnen kann. Ob die Ergebnisse mit einer Registrierung besser geworden wäre? Ich habe da meine Zweifel. Absolute Zuverlässigkeit scheint es bei den Gratis-Angeboten nicht zu geben. Im Gegenteil: Sie wiegen Prüfungskandidaten unter Umständen in einer trügerischen Sicherheit.
Universitäten und Hochschulen nutzen die Dienste professioneller Plagiariats-Checker. Per Rahmenabkommen können die Unis dort unbegrenzt Abschlussarbeiten hochladen und auf Herz und Nieren prüfen. Die Original-Quelle des Beispieltexts würde dort mit Sicherheit aufgespürt werden.
Positiv überrascht haben die drei Google-Services, indem sie auf Anhieb die richtigen Ergebnisse lieferten. Daraus leite ich mein Fazit ab: Wenn du kritische Stellen in deiner Bachelor- oder Masterarbeit vermutest, kopiere den entsprechenden Passus und füge ihn in Google, Google Scholar und Google Books ein. Damit erhältst du erste Anhaltspunkte darüber, ob und welche problematischen Stellen es in einer Thesis geben könnte.
Keine Angst vor einem »versehentlichen Plagiat«
Manche Studenten entwickeln eine regelrechte Paranoia vor Plagiaten. Dafür gibt es einen einfachen Grund: An Universitäten und Hochschulen wird – wenn überhaupt – nur gezeigt, wie man zitieren soll. Oft erhält man am Ende noch ein paar Literaturtipps mit Büchern über die richtigen Zitiertechniken. Das war es dann aber auch schon. Viel wichtiger ist es, zu verstehen, warum zitiert werden sollte.
Das richtige Zitieren kannst du üben, indem du kritisch mit Sekundärliteratur und schriftlichen Quellen umgehst. Vom ersten Semester an solltest du das wissenschaftliche Schreiben mit dem Verfassen eigener Texte trainieren. Such das Gespräch mit dem Dozenten, leg ihm deine Texte vor und frage ihn, was er davon hält und was du anders oder besser machen könntest.
Prüfer, die deine Abschlussarbeit lesen, möchten erkennen, dass das Prinzip verstanden wurde. Wenn du die Grundlagen beherrschst, selbst formulierst und gleichzeitig sicher mit den Zitiertechniken umgehst, brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Selbst wenn du einen eigenen Gedanken formulierst, den zufälligerweise schon einmal jemand in einem Buch veröffentlicht hat, musst du keine Angst vor einem Plagiatsvorwurf haben. Dein Prüfer wird erkennen, ob der Text von dir selbst formuliert ist.